Begründung für die Auszeichnung des Heimatvereins Uebigau e. V. mit dem "Preis für Denkmalpflege" des Landkreises Elbe-Elster
Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, sangen die Fehlfarben 1982. Was heute glänzt wie neu, ist morgen Geschichte. „Aus Mangel
an Ewigkeit wurden zehntausend alte Gegenstände versammelt“, schreibt die Dichterin Wisława Szymborska und meint: Wir sammeln Dinge, um an uns zu erinnern. Allerdings sind die leb- und
sinnlos ohne die Erinnerung. „Ich bekenne, ich brauche Geschichten, um die Welt zu verstehen“, sagt der Autor Siegfried Lenz. In seinem
gleichnamigen Roman hat er dem Ort ein literarisches Denkmal gesetzt, in dem Dinge und der Erinnerungen unserer unmittelbaren Umgebung zusammenfinden: dem Heimatmuseum.
Gewürdigt wird heute ein Verein, der seit 1996 Träger eines Heimatmuseums ist: der Heimatverein Uebigau. Schon seit 1981 gibt es das Heimatmuseum des Ortes, das sich in
einem 1756 errichteten Fachwerkhaus befindet, einer ehemaligen Seifensiederei. Hier gibt es Ausstellungen zur Stadtgeschichte, zum kleinstädtischen Handwerk, zur ackerbürgerlichen Kultur- und
Schulgeschichte sowie eine Zinnfigurensammlung des Zinngießers Johann Frauendorf. Zudem 2016 restauriertem Gebäude gehören eine Kulturscheune und – nicht zu vergessen – ein bronzezeitliches
Museumsdorf. Dort finden Besuchende verschiedene Haustypen der Bronzezeit samt Inneneinrichtung, Tonwaren, nachgebauten Werkzeugen und Waffen. Zum Besuchserlebnis gehörten auf Wunsch auch
Getreidemahlen, Fladenbrot backen, Kräuter sammeln, Tee und Wildkräutersuppe kochen, Bogenschießen oder das Arbeiten mit Lehm oder Ton. Und die Arbeit des Vereins macht nicht an der Museumstür halt.
Zum jährlichen Backofenfest steuert er Brot und Kuchen aus dem Backofen des bronzezeitlichen Dorfs bei. Zur Altstadtnacht und zum Weihnachtsmarkt gibt es auf dem Hof des Museumsgeländes Klemmkuchen –
in einem Klemmeisen von 1874 gebacken. Die Kulturscheune ist immer wieder Ort von Lesungen oder Puppentheater und muss dafür hergerichtet, Besuchende müssen betreut werden. Nicht zuletzt haben schon
viele Schulklassen und Kindergartengruppen bei Projekttagen das Leben der Bronzezeit im Sinne des Wortes begriffen. Außerdem kümmern sich die Mitglieder des Heimatvereins auch um sich selbst, finden
Gemeinschaft bei Rad- und Busausflügen, die natürlich meist heimatgeschichtliche Ziele haben. All das ist eine enorme Bereicherung für die Stadtgesellschaft und die Region. Das alles muss aber auch
unterhalten, organisiert, betrieben und umgesetzt werden. Im Uebigauer Heimatverein kümmern sich rund 35 Mitglieder ehrenamtlich um das Museum, die Kulturscheune und das bronzezeitliche Dorf. Trotz
wirklich knapper Ressourcen und etlichen Baustellen, etwa im bronzezeitlichen Dorf, bietet der Heimatverein damit vor Ort erlebbare Geschichte zum Anfassen und Mitmachen an. Er schafft damit im
besten Fall Wurzeln, die Menschen in der Stadt und der Region verankern und ihnen Halt und vielleicht auch Antwort geben in den großen Fragen der Zeit.
Wir gratulieren dem Heimatverein Uebigau e. V. zum Preis für Heimatpflege des Landkreises Elbe-Elster 2024.