Begründung für die Auszeichnung von Dr. Dieter Manig mit dem "Preis für Heimatgeschichte" des Landkreises Elbe-Elster
Laudatio von Dr. Sebastian Rick:
Sehr geehrter Herr Dr. Manig,
in Ihrer Festschrift zum 700-jährigen Dorfjubiläum von Oschätzchen zitieren Sie eingangs als Danksagung “Die Moritat von Mackie Messer” aus Berthold Brechts Dreigroschenoper:
„Denn die einen sind im Dunkeln,
Und die anderen sind im Licht.
Und man sieht die im Lichte,
Die im Dunkeln sieht man nicht.“
Sehr geehrter Herr Dr. Manig, Sie bedankten sich mit diesen Zeilen bei allen meist im Hintergrundwirkenden Zuarbeitern, Unterstützern und Sponsoren, ohne deren Hilfe Sie die Jubiläumsschriftnicht hätten beenden können. Aber auch ein Historiker steht lange im Dunkeln und muss oftmanchmal ein finsteres Tal durchwandern, bis er am Ende sein Werk im Lichte präsentieren kann.Dass Sie bei dieser schwierigen Arbeit immer Licht am Ende des Tunnels sahen, verdeutlicht IhreLeidenschaft als Historiker und für die Geschichte von Oschätzchen.1953 in Audenhain im Kreis Eilenburg geboren, wuchsen Sie im kleinen Oschätzchen in den1950er und 1960er Jahren auf. Hier wurden Sie entscheidend geprägt. Von 1973 bis 1977studierten Sie in Leipzig Geschichte. Nach erfolgreichem Abschluss promovierten Sie zum Thema“Der bürgerliche Parlamentarismus und die Tätigkeit der SPD im Reichstag 1919-1923." Darauffolgte eine Anstellung als wissenschaftliche Assistenz in der Martin-Luther-Universität in Halle. Ander MLU forschten Sie bis 1994 u.a. zum deutschen Parlamentarismus und übersetztenwissenschaftliche Beiträge aus dem Italienischen ins Deutsche. Hervorzuheben sind auch IhreForschungen nach 1990 zur Handwerksgeschichte in Sachsen-Anhalt, u.a. zur Entwicklung derMaler- und Lackiererinnungen. Heute leben Sie in Salzatal bei Halle. Eigene Familienforschungen weckten schließlich Ihr Interesse an der Ortsgeschichte vonOschätzchen. Nachdem Sie ein 230-seitiges Buch über die Geschichte Ihres Familiennamens imElbe-Elster-Land verfassten, machten Sie sich an die Arbeit zur Erstellung der Festschrift zum 700-jährigen Dorfjubiläum. Hauptsächlich unterstützt wurden Sie dabei von Ihrer bis heute inOschätzchen lebenden Schwester, Gudrun Kupsch, die über drei Jahrzehnte als OrtschronistinMaterial über ihren Heimatort sammelte.
Herausgekommen ist dabei ein umfassendes, 241-seitiges Geschichtswerk, geteilt in 14 Kapitel mit 860 teils historischen Abbildungen.
Der Schwerpunkt der Forschung lag auf der Darstellung des Alltagslebens der Dorfbewohner. Ausgestattet mit dem Handwerkszeug eines Historikers betteten Sie die Ortsgeschichte in die großen
Zusammenhänge der übergeordneten Einwicklungen ein und zeichneten ein für die Heimatgeschichte nicht immer selbstverständliches Bild über die dörfliche Sozialstruktur. Auch sparten Sie
kontroverse Themen wie z.B. die Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg oder die Kollektivierung der Landwirtschaft in der DDR nicht aus und diskutieren diese offen. Insgesamt sticht Ihre
Festschrift durch den akademischen
Anspruch heraus, driftet aber nie in fachspezifische Details ab und bleibt damit allgemeinverständlich und unterhaltsam. Sie stellt nicht zuletzt deswegen ein mustergültiges Beispiel für ein
heimatgeschichtliches Werk dar, welches nicht nur im Elbe-Elster-Kreis seinesgleichen sucht.
Sehr geehrter Herr Dr. Manig, wir möchten uns im Namen des Landkreises für Ihre umfangreiche ehrenamtliche Arbeit bedanken. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich
ehemalige Einwohner des Landkreises Elbe-Elster so an Ihre Heimat erinnern und zudem Ihr Können in Ihren Dienst stellen. Auch weil Sie mit Ihrer Forschung als Beispiel für diese
Heimatverbundenheit stehen, freuen wir uns, Ihnen den Preis für Heimatgeschichte des Landkreises Elbe-Elster 2024 überreichen zu dürfen.