Begründung für die Auszeichnung von Gerlinde Bahre mit dem
„Preis für Heimatgeschichte“ des Landkreises Elbe-Elster
Gabriel Laub sagte einmal: „Zukunft ist die Zeit, in der man die ganze Vergangenheit kennen wird. Solange man die Vergangenheit aber nur teilweise kennt, lebt man nur in der Gegenwart.“
Sehr geehrte Frau Bahre, nehmen wir dieses Zitat ernst, dann möchten Sie unbedingt in der Zukunft leben, da Sie der Geschichte Ihrer Heimat bis in die kleinsten Verästelungen nachzuspüren versuchen.
Als Tochter des bekannten Lehrers Erich Schindler wurde Ihnen die Heimatgeschichte bereits in die Wiege gelegt. Trotzdem Ihre Eltern aus dem tschechischen Isergebirge stammten und von dort nach dem Krieg als Deutsche vertrieben wurden, erlebten Sie seit frühester Kindheit das Interesse Ihres Vaters an der hiesigen Heimatgeschichte mit. In Wahrenbrück, wo heute die Grundschule nach Ihrem Vater benannt ist, baute er u.a. das Heimatmuseum auf.
Nicht nur für seine Schüler war Erich Schilder beispielgebend. Auch Sie traten in seine Fußstapfen und entschieden sich ebenso für den Lehrerberuf. Als Deutsch- und Kunsterzieherin unterrichteten Sie von 1975 bis 2013 an den Schulen in Tröbitz, Bad Liebenwerda, Finsterwalde und Schlieben.
Ihr neues Zuhause fanden Sie zusammen mit Ihrem Ehemann 1976 in Schilda. Wer hätte damals daran gedacht, dass Sie über Schilda später eine zweibändige, über 900 Seiten umfassende Chronik veröffentlichen werden?
Die Initialzündung für diese Leistung war Ende der 1970er-Jahre ein Pionierauftrag zur Erforschung der Entwicklung der LPG in Schilda. Aus diesem noch sehr begrenzten Auftrag entwickelten Sie schließlich ein nahezu monumentales in seiner Akribie im Landkreis beispielgebendes Werk über die Heimatgeschichte Schildas. Die beiden Bände gehen von den Anfängen des Ortes im 13. Jahrhundert bis zur politischen Wende 1989 nahezu jeder aufspürbaren Schildaer Geschichtsquelle nach. Durch Ihre Leistung dürfte Schilda wohl zu dem heimatgeschichtlich am besten dokumentierten Ort im Landkreis zählen.
Aber nicht nur Schilda profitiert von Ihren Forschungen. Ein Beweis dafür, dass Sie den Heimatbegriff nicht nur eng für sich selbst fassen, sondern auch die ehemalige Heimat ihrer Eltern im Isergebirge bis heute im Herzen tragen, gibt Ihre Geschichtsarbeit auch über diese Region. Besonders die Geschichte Hohenwalds (heute Vysoký) wurde von Ihnen ähnlich wie die Geschichte Schildas aufgearbeitet. Bedenkt man, dass durch den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge und Vertriebener nach dem Krieg auch unsere Heimat geprägt wurde und damit auch deren Geschichte ein Teil unserer hiesigen Geschichte wurde, so ist die Arbeit von Frau Bahre mustergültig für unsere Heimatgeschichtsschreibung. Nicht zuletzt wird damit ein Beitrag für die wichtige deutsch-tschechische Aussöhnung geleistet.
Sehr geehrte Frau Bahre, im Namen des Landkreises möchten wir uns für Ihre aufopferungsvolle Arbeit bedanken und freuen uns bereits jetzt auf einen dritten Band der Schildaer Dorfchronik.