Begründung für die Auszeichnung von Wolfgang Bauer mit dem
„Preis für Heimatgeschichte“ des Landkreises Elbe-Elster
In der Regionalgeschichtsschreibung gibt es immer wieder Menschen, die mit ihrer Arbeit Wegmarken setzen, die von den nachfolgenden Generationen zitiert werden, und auf deren Erkenntnisse man sich guten Gewissens berufen kann. Diese Position fällt nicht vom Himmel, sie muss erarbeitet werden.
Der Sallgaster Wolfgang Bauer, Jahrgang 1936 und Bauunternehmer im Ruhestand, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte seines Heimatorts und arbeitet diese publizistisch und in Ausstellungen auf. 2007 legte Wolfgang Bauer den Band „Von Kobolden und Littichen und versunkenen Rittern“ vor, der die Sallgaster Sagenwelt beschreibt. Zur 800-Jahrfeier des Orts erschien das Buch „Sallgaster Geschichten“. Die Reihe der „Sallgaster Schriften“ umfasst inzwischen 14 Hefte. Die Themenvielfalt reicht von „Moritaten und Kuriositäten in Sallgast um Umgebung“ über die „Aufzeichnungen von Otto Jungrichter“ bis zum „Sallgaster Schloss im 20. Jahrhundert“. Die Schriftenreihe beschäftigt sich im Übrigen nicht nur mit Sallgast, sondern auch mit umliegenden Orten, darunter Gohra (dem heutigen Berheide) oder Annahütte. Mit diesen Publikationen bringt Wolfgang Bauer Stück für Stück weiteres Licht in die Sallgaster Orts-, Schloss- und Personengeschichte, hält die gewonnenen Erkenntnisse fest und macht sie anderen zugänglich.
Wolfgang Bauer ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied des Heimatvereins Sallgast. Die Wiederbelebung des Schlosses, dessen bauliche Sanierung und die Aufarbeitung der Schlossgeschichte ist sicherlich Fokus und Motor seiner lokalgeschichtlichen Arbeit, auch wenn sie sich nicht darauf beschränkt. Wolfgang Bauers Initiative ist es auch zu verdanken, dass im Schloss ein Heimatmuseum entstand. Von seinen Forschungserkenntnissen ebenso wie von seinem Vermögen, weitere Interessierte konsensorientiert zusammenzuführen, profitieren die Ausstellungen des Heimatvereins maßgeblich. Darunter finden sich Präsentationen zum 800jährigen Gründungsjubiläum des Orts ebenso wie unlängst zur Geschichte von Bergheide/Gohra. Dass Wolfgang Bauer offen dafür ist, seine Erkenntnisse im wissenschaftlichen Dialog zu vertreten und sich mit konstruktiv anderen Positionen auseinander zu setzen, zeigt die Debatte zur Ersterwähnung Sallgasts.
Nicht in Vergessenheit geraten soll, dass der Bauingenieur Wolfgang Bauer als Kreisbaudirektor des ehemaligen Landkreises Finsterwalde die bauliche Entwicklung in dessen Städten und Dörfern bis 1989 wesentlich mitbestimmte. Nach der politischen Wende übernahm er das ehemalige private Baugeschäft in Sallgast zurück und leistete damit einen Beitrag für den Aufbau der Privatwirtschaft in den neuen Bundesländern. Neben diesem eigentlich schon sehr erfüllten beruflichen Leben steht eine erfolgreiche Karriere als Radsportler in den 1950er-Jahren, ein nachfolgendes Engagement in der sportlichen Nachwuchsförderung und seit 1990 die bis heute andauernde ehrenamtliche Tätigkeit in der Gemeindevertretung Sallgast. Dieses – ganz sicher noch nicht abgeschlossene – Lebenswerk ist bereits 2010 mit der SilberElster des Amts Kleine Elster gewürdigt worden. Die Arbeit Wolfgang Bauers für die Regionalgeschichtsschreibung wird nun mit dem Preis für Heimatgeschichte des Landkreises 2020 geehrt.