Dietmar Menzel

v.l.n.r. Rainer Pilz, Johannes Berger, Dietmar Menzel, Landrat Christian H.-Jaschinski

Begründung für die Auszeichnung von Dietmar Menzel mit dem
„Preis für Heimatgeschichte“ des Landkreises Elbe-Elster

 

Brandenburg widmet sich alljährlich einem Kulturlandthema. Das Jahr 2021 steht unter dem Motto: „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Brandenburg“ Es geht um einen neuen und bewussten Umgang mit unserer Geschichte sowie deren lebendiger Gestaltung als Teil der industriellen Gegenwart. 

Baudenkmale wie die Förderbrücke F60, das Kraftwerk Plessa und die Brikettfabrik Louise Domsdorf sind Aushängeschilde der Industriegeschichte im Elbe-Elster-Land. Ganze Lebenswege von Kindesbeinen an, über Schule und Ausbildung, Beruf und Familie, ein arbeitserfülltes Leben bis ins hohe Alter verbindet sich identitätsstiftend mit diesen Bauwerken. Man war ein Leben lang daheim. Heute hat sich viel verändert. Das  Dorf und die nahegelegene Kleinstadt bilden längst nicht mehr den Rahmen für den beruflichen Werdegang. Über Generationen haben hiesige Unternehmen auf regionale Potentiale gesetzt. 

Ein lebendiges Unternehmen und wichtiger Arbeitgeber im Elbe-Elster-Land, das auf eine nahezu 140-jährige Geschichte zurückblicken kann und noch immer auf die Menschen in der Region setzt, ist die Firma Reiss-Büromöbel in Bad Liebenwerda. 

Ein Mann, der seinen eigenen Werdegang diesem Anspruch und der Firma Reiss verdankt, ist Dietmar Menzel aus Wahrenbrück. Er hat diesen für sich selbst zeitlebens zur Maxime gemacht und 2016 für dessen Verwirklichung einen Verein gegründet mit dem bezeichnenden Namen „REISS ZWECK“.  Nachwuchs in der Region für traditionelle unternehmerische Werte und Leistungen zu begeistern, zu fördern und zu fordern sind ihm und seinen Mitstreitern Ziel. Die Zusammenarbeit mit jungen Menschen beginnt vor Ort in der Grund- und Oberschule, die den Namen des Firmengründers Robert Reiss trägt. Gemeinsame Projekttage helfen bei der Berufsorientierung und sollen frühzeitig „Reissianer“ gewinnen. Reissianer zu sein, heißt Teil einer alteingesessenen Familie zu sein, die für hochwertige Produkte bürgt. „Liefere nur das Beste.“ ist ein wichtiges Motto. Junge Fachleute werden an Hochschulen durch Zusammenarbeit und gemeinsame Produktentwicklung gewonnen. Immer wieder rückt die eigene Betriebsgeschichte in den Mittelpunkt. Nur wenige Betriebe können diese Kontinuität aufweisen. Für Kontinuität und Entwicklung steht z.B. der Stehtisch, der bereits in frühen Prospekten zu finden ist und nach wie vor zu den Markenprodukten gehört.

Dietmar Menzel ist stolz ein Reissianer zu sein. Und da bewegt er sich gleichermaßen in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Letzteres war schon seit Jahren seit Hobby und ist längst Leidenschaft geworden. Gemeinsam mit der TU Dresden, der Bergakademie Freiberg und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus hat er in drei wissenschaftlichen Bänden die Geschichte der Fa. Reiss aufgearbeitet. Spezielle Arbeiten zur Geschichte des Schreibtisches und der produzierten Mess- und Zeichentechnik ergänzen diese Arbeiten. Diese gründen auf eine über Jahrzehnte von Dietmar Menzel zusammengetragene und bewahrte Betriebs- und Sozialgeschichte, einer gewaltigen Sammlung an Archivalien und Fotos sowie materiellen Sachzeugen zur Produktentwicklung die ihresgleichen sucht. Immer wieder begeistert er Besucher bei Führungen durch diese Spezialsammlung im Turm der Firma Reiss. Die historische Sammlung ist Basis für erlebbare Sozial- und Industriegeschichte der letzten fünf Generationen.

Er sieht sich mit seinem Anliegen in einem Netzwerk mit Menschen vor Ort denen die eigene Geschichte wichtig ist, die durch überregionale Kooperationen mit Hochschulen über den Tellerrand schauen und die Innovationskraft in Bad Liebenwerda und in Elbe-Elster bewahren, aufzeigen, wecken und pflegen wollen.

Dietmar Menzel wurde 1951 im Elbe-Elster-Land geboren Sein beruflicher Werdegang begann 1967 mit einer Ausbildung beim VEB Mess- und Zeichengerätebau (Reiss) Bad Liebenwerda. Über fünf Jahrzehnte blieb er dem Betrieb verbunden. Die Firma Reiss ist ein Präzisionsbetrieb aus den Anfängen der Industriegeschichte unserer Region. Die älteste Brikettpresse der Louise Domsdorf aus dem Jahr 1882 steht für das Gründungsjahr der Fa. REISS. Er selbst avancierte über ein Fachstudium zum leitenden Mitarbeiter im Betrieb. Zu DDR-Zeiten Chefkonstrukteur führte er gemeinsam mit Harald Lax den Bad Liebenwerdaer Betriebsteil des Kombinates Robotron Dresden über die Treuhand in die Selbstständigkeit. Ab 1992 firmierte man als Reiss-Zeichentechnik  Büromöbel GmbH, ab 1998/99 wurde man unter der Bezeichnung Reiss-Büromöbel zu einem anerkannten Büromöbelproduzenten in Deutschland.

 

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